München (ots) –
Minimale Spaltmaße, aktive Motorhauben, neue Materialien, neue Antriebstechnologien – moderne Autos sind ausformuliert, möchte man meinen. Sicherheit, Emissionen, Komfort, Kundenanforderungen – die Ingenieure haben gemacht, was möglich ist. Das alles stellt hohe Anforderungen an Werkstätten und Prüfgesellschaften, die hier sehr gut zusammenarbeiten – Ergebnis: Die Fahrzeuge in Deutschland sind sicher. Das untermauern aktuell die Ergebnisse des neuen TÜV-Reports, den der TÜV-Verband am Donnerstag, 16.11.2023, in Berlin vorgestellt hat. Denn trotz aller Anforderungen: Die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel (EM) ist nur minimal gestiegen – gerade mal um 0,3 Prozentpunkte auf 20,5. Alles gleich geblieben also? Nein, denn am Ende der Mängelliste gibt es eine Überraschung: Tesla löst Dacia ab.
„Beinahe 75 Prozent der gut zehn Millionen von den TÜV-Gesellschaften bei der Hauptuntersuchung (HU) geprüften Fahrzeuge haben sofort die Plakette erhalten“, sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der TÜV SÜD Division Mobility. „Selbst wenn die Autos viele Jahre und Kilometer gelaufen sind, befinden sich die meisten in einem guten und auf jeden Fall sicheren Zustand.“ Blick auf die Modelle und Alter: Mit gerade einmal 2,0 Prozent EM nach drei und 4,2 Prozent EM nach fünf Jahren ist der VW Golf Sportsvan der Hauptgewinner 2024. Nach sechs bis sieben Jahren rollt der Mazda CX-3 mit gerade einmal 6,5 Prozent EM von der Prüfgasse. Die Mercedes B-Klasse hat nach neun Jahren und durchschnittlich 90.000 Kilometern auf der Uhr erst 10,5 Prozent EM. Übrigens fast genauso viele Mängel hat der Seat Alhambra schon dann, wenn er das erste Mal zur Prüfung kommt. Die Ältesten kommen sportlich daher: Bis 13 Jahre schaut der Audi TT hervorragend gewartet an der Prüfstelle vorbei. „Gerade die geringen Mängelquoten in hohem Alter belegen das hohe Bewusstsein für die Fahrzeugwartung. Zu diesem positiven Ergebnis trägt die regelmäßige Wartung ganz maßgeblich bei“, unterstreicht Wolz.
Autofahrer warten zuverlässig
VW, Mazda, Mercedes und Audi – sie alle vereint ein dichtes Netz an Service-Stationen und klar definierte Service-Intervalle, über die das Cockpit den Fahrer elektronisch informiert und auf den nächsten Wartungstermin hinweist. In der Regel werden dann – neben einem Ölwechsel – auch das Fahrwerk, die Elektrik, der Motor und das Getriebe in der Fachwerkstatt kontrolliert. Das Ergebnis: geringe Mängelquoten bei der Hauptuntersuchung.
E-Autos brauchen keinen Ölwechsel
Unter anderem deswegen verzichtet Autohersteller Tesla bereits seit 2019 auf Service-Intervalle und verfügt dementsprechend auch nicht über ein dichtes Netz an Werkstätten. Der E-Auto-Pionier setzt bei der Sicherheit auf Ferndiagnose und Over-the-air-Updates. Voll Future eben, werden die Freaks sagen. Nicht so ganz, sagt die Statistik der TÜV SÜD-Experten. Beim Debüt im TÜV-Report – erstmals ausreichend Fahrzeuge und damit belastbare Zahlen – fällt das Model 3 leider durch und lässt mit einer durchschnittlichen Mängelquote von 14,7 Prozent sogar Dauerverlierer Dacia Logan (11,4 Prozent) überholen – und das mit ordentlich Abstand. Aber warum? Fehlender Ölwechsel? Nein, Beleuchtung, Bremsen, Achsen machen eben auch Probleme – hier waren die Beanstandungen der TÜV-Sachverständigen beim Tesla Model 3 am größten. Dass auch E-Autos mit Service-Netz besser klarkommen als ohne, zeigen VW und Renault. Der e-Golf landet bei den 3-Jährigen auf Platz 4, der Zoe im Mittelfeld auf Platz 49.
TÜV SÜD-Experte Wolz: „Elektroautos brauchen weniger Wartung? Stimmt nur bedingt! Und betrifft vor allem den Antriebsstrang, weil keine Flüssigkeiten oder beweglichen Teile ausgetauscht werden müssen. Dass der Tesla Model 3 so schlecht abschneiden würde, haben wir auch nicht erwartet. Das Ergebnis bestätigt aber unsere Hypothese, dass Elektroautos eben auch regelmäßig gewartet werden müssen.“
Der Automarkt stagniert
Inflation, hohe Zinsen, Dieselfahrverbote – bei Autofahrern ist die Verunsicherung gerade groß. Viele fahren das alte Auto lieber weiter. Das zeigt auch ein eher stagnierender Markt. Eine Folge: Das Durchschnittsalter der Fahrzeugflotte hat hierzulande eine neue Höchstmarke erreicht: 10 Jahre. Folglich bekommen ältere Fahrzeuge immer mehr Relevanz für die Verkehrssicherheit – ein Blick auf die Mängelquoten älterer Fahrzeuge: In den ersten fünf Jahren ist der Gesamtgewinner 2024, der VW Golf Sportsvan, ungeschlagen. 4,2 Prozent EM-Quote und durchschnittlich 49.000 Kilometer. Hoher Einstieg, bessere Übersicht: Soll’s in Richtung SUV gehen, haben Fahrer eines VW T-Roc (4,2 Prozent EM/51.000 Kilometer) wenig Scherereien in der Werkstatt. Gleiches gilt für den VW T-Cross nach fünf Jahren: 4,6 Prozent EM-Quote bei lediglich 34.000 Kilometern. Nach sieben Jahren punktet der Mazda CX-3 (6,5 Prozent EM und 68.000 Kilometer). Wer ein günstiges und zuverlässiges Auto für die Familie braucht, ist laut statistischer Auswertung aller Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2022 und Juni 2023 mit dem Kauf einer Mercedes B-Klasse gut beraten. Er punktet nach neun Jahren mit vergleichsweise geringen erheblichen Mängeln (10,5 Prozent) und hat zudem nicht so viele Kilometer auf der Uhr: durchschnittlich sind das 90.000 Kilometer. Kleiner Flitzer für die Stadt? Da fällt der Honda Jazz lange mit robusten Zahlen auf: 8,4 Prozent EM nach sieben Jahren und 22,9 Prozent nach 13 Jahren. Dann hat der kleine Honda aber schon durchschnittlich 117.000 Kilometer runter gerockt. Wer geschäftsmäßig daherkommen will, ist mit einem sieben Jahre alten Audi A6/A7 gut unterwegs (11,5 EM/131.000 Kilometer). Wer Produkte vom Erfinder des Automobils bevorzugt, kauft sich eine neunjährige Mercedes C-Klasse (15,5 EM/124.000 Kilometer). Mit dem Audi A4/A5 sorgen die Ingolstädter auch noch nach 11 Jahren für vergleichsweise wenig Aufwand (19,8 EM/168.000 Kilometer). Und wer will, dass ihm das Alter des Autos vollkommen egal sein kann, der kauft sich einen: Volvo XC60. Der hat nach 13 Jahren knapp 200.000 Kilometer auf dem Zähler und zeigt sich bei den Mängeln besonders robust – 22,5 Prozent Quote erhebliche Mängel, Platz 5.
Tesla verdrängt Dacia
Am Ende der Tabelle: Dauerletzter Dacia Logan überreicht dem Tesla Model 3 das Schlusslicht. (11,4 Prozent EM beziehungsweise 14,7 Prozent) Drittletzter: der Seat Alhambra mit 10,3 Prozent EM. Dort war beim vergangenen Report der Citroen Berlingo, der sich jetzt ordentlich verbessert hat: von 11,2 Prozent EM auf 7,4 Prozent.
Opel Karl ist der beste „Mini“
Klassenbeste: In der Klasse „Mini“ siegt der Opel Karl (3,6 Prozent). Bei den Kleinwagen belegt der Peugeot 208 (4,0 Prozent) den ersten Platz. Bei den Kompakten schubst jetzt der VW e-Golf die Mercedes A-Klasse von der Stufe (2,6 Prozent). In der Mittelklasse übernimmt wieder die C-Klasse (3,9 Prozent). Neues bei den Vans: Auch hier übernimmt VW den ersten Platz von Mercedes: Gesamtsieger Golf Sportsvan (2,4 Prozent) verdrängt die B-Klasse. Bei den SUV siegt der Audi Q2 und lässt in dieser Klasse den GLC hinter sich.
Sachsen weiter mit niedrigster Mängelquote im Vergleich der TÜV SÜD-Regionen
TÜV SÜD wertet zusätzlich seine Daten aus den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Hamburg aus. Ergebnis über alle Altersklassen hinweg: Sachsen hat mit 16 Prozent die niedrigste Mängelquote, gefolgt von Bayern mit 17,7 Prozent und Baden-Württemberg mit 19,4 Prozent. In Hamburg fiel die Quote am höchsten aus: Im TÜV HANSE-Stammland mussten 26,3 Prozent aller Fahrzeuge wegen erheblicher Mängel wieder vorgestellt werden.
Der TÜV-Report wird jedes Jahr vom TÜV-Verband veröffentlicht und gilt als der wichtigste unabhängige Ratgeber für Autofahrer und Gebrauchtwagenkäufer. In den TÜV-Report fließen die Hauptuntersuchungsergebnisse aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein – 2024 mehr als zehn Millionen Hauptuntersuchungen zwischen Juli 2022 und Juni 2023. TÜV SÜD hat als größter HU-Anbieter über viereinhalb Millionen Resultate beigesteuert.
Info: Der TÜV-Report 2024 ist ab Freitag, 17. November 2023, zum Preis von 5,90 Euro in den TÜV SÜD Service-Centern und im Handel erhältlich.
Zahlen und Fakten aus dem TÜV-Report 2024 unter www.tuvsud.com/tuev-report (https://www.tuvsud.com/de-de/publikationen/tuev-report) und www.tuev-verband.de
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